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ERGO Versicherung plant Verkauf von mehreren Millionen Lebensversicherungsverträgen – welche Optionen gäbe es?

Die deutschen Lebensversicherungsgesellschaften leiden massiv unter den derzeitig niedrigen Zinsen, was im Ergebnis auch geringe Renditen bedeutet. Denn zu erheblichen Anteilen sind die deutschen Lebensversicherer in Staatsanleihen investiert.
Deren Renditen sind bei kurzer Laufzeit negativ, nur bei 30 Jahren Laufzeit erhalten Sie überhaupt 2 %.

hier —– >   zu den Renditen für Staatsanleihen Stand Mitte Januar 2018 [1]

Mit derartigen Verzinsungen Geld zu verdienen, ist damit nahezu ausgeschlossen.
Viele Altverträge erhalten jedoch eine Garantieverzinsung und das ist das Hauptproblem. Mit den Verträgen werden somit Verluste erwirtschaftet. Wohl daher prüft ERGO den Verkauf, um diese Papiere loszuwerden.

Bei ca. 90 Millionen aktiven Kapitallebensversicherungen wird schnell klar, dass hier ein massives Problem besteht und sich weiter verschlimmert. Die Kapitallebensversicherung ist im Rahmen der Altersvorsorge ein wesentlicher Baustein für viele Menschen.

1.

Die Ergo Versicherung plant nun Altverträge zu verkaufen. Auch wenn es doch keine definitiven Aussagen dazu gibt, so wird dennoch der Verkauf ernsthaft geprüft und die Marktlage sondiert.

Nach Darstellung einiger Medien sind wohl chinesische, amerikanische als auch britische Investoren unter den Interessenten. Die Prüfung der Angebote sei, so beispielsweise das Handelsblatt, der Beratungsgesellschaft Willis Towers Watson übertragen.

2.

Was heißt das für sie, die einen als von der Ergo Gruppe übernommen Altvertrag der Gesellschaften Hamburg-Mannheimer und Victoria halten?

Grundsätzlich steht Ihnen bei einer Übertragung des Vertrages auf eine andere Gesellschaft das Recht zur Kündigung zu. Dies ist jedoch insofern nachteilig, als dass die Rückkaufswerte vor Ablauf der vertraglichen vereinbarten Laufzeit oft deutlich geringer sind. Allerdings ist zu überlegen, ob es sinnvoll ist, das Geld aus diesen Lebensversicherungen ” zu retten ” und in stabilere, sicherere Geldanlagen zu übertragen.
Weitere Möglichkeit wäre, den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Damit entfällt Ihre Pflicht zur weiteren Einzahlung der Beträge. Der bestehende Rückkaufswert wird dann- zum jetzigen Zeitpunkt natürlich sehr schlecht – verzinst.
Letzte Variante wäre, so tun als, wäre nichts gewesen und den Vertrag weiterlaufen lassen und monatlich brav zu bedienen.

3.

Zu prüfen wäre insbesondere auch, ob nicht womöglich ein Widerrspruchsrecht der Verträge besteht. So hat der BGH in den vergangenen Jahren mehrfach entschieden, dass Verträge von Lebensversicherern, die Verträge zwischen den Jahren 1997 und 2007 abgeschlossen haben, oftmals falsche Belehrung zum Widerspruchsrecht enthalten.
Einige unserer Mandanten haben sich für folgendes im konkreten Fall passendes-Modell entschieden:

a) Lebensversicherungsvertrag kündigen und der Inkaufnahme der Verluste
b) nach Auszahlung den Widerspruch gegen den Vertrag erklären.

Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag ———————–>  Raus aus der Lebensversicherung [2]

 

Im Falle eines wirksamen Widerspruchs ist der Vertrag so zu behandeln, als sei er nie abgeschlossen. Damit sind gegenseitig Zahlungsverpflichtungen verbunden. Insbesondere muss die Versicherungsgesellschaft die von Ihnen eingezahlten Raten in der Regel besser als im Vertrag vereinbart verzinsen.
Natürlich ist dies vom Einzelfall abhängig und bedarf einer Vertragsprüfung.

 

4.

Neuesten Presseberichten zufolge soll der beabsichtigte Verkauf der Policen jedoch vom Tisch sein. Nach Aussage des Vorstandschefs Markus Rieß waren die Angebote für den Kauf des Bestandes offenkundig zu schlecht. Die Bestände verbleiben vorerst bei der ERGO.
Auch wenn es quasi für die Versicherten keine Veränderungen hinsichtlich des Vertragspartners gibt, so wird mit den – vorerst – abgebrochenen Verkaufsabsichten allerdings auch deutlich, dass der Lebensversicherungsbestand der ERGO ganz offenkundig keinen hohen Marktwert genießt.

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Holger Spiegelberg
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht
Rostock